Flexibilisierung ist das Gebot der Stunde

Die Energiewende bedeutet nicht nur die Umstellung von konventioneller Energieerzeugung auf erneuerbare Energien, sondern erfordert gleichzeitig eine Anpassung des Energiesystems. Der Umbau des Energiesystems erfordert ein flexibles Marktdesign, um beispielsweise Kapazitätsengpässe zu vermeiden, Volllasten senken und Versorgungssicherheit gewährleisten. Ein zentraler Ansatz, um die Nachfrage der Haushaltskunden und der Industrie in Zeiten hoher Erzeugung zu verlagern und damit zu flexibilisieren, ist die intelligente Steuerung der Nachfrage durch Demand-Side-Management (DSM).

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Flexibilisierung ist das Gebot der Stunde

von Dr. Norbert Schwieters

Die Stromnachfrage stärker zu flexibilisieren bietet enorme Chancen. Damit lassen sich in Zukunft Kapazitätsengpässe vermeiden, Volllasten senken und Versorgungssicherheit gewährleisten.

Beim Umbau der Energiewirtschaft von konventionellen zu erneuerbaren Energien steht nicht nur die Verlagerung von einer zentralen zu einer dezentralen Energieerzeugung an, sondern gleichzeitig auch der Übergang von einem starren zu einem flexiblen System. Mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien wird die Stromproduktion aber je nach Wetterlage erheblich schwanken. Dabei gilt es, Erzeugung und Verbrauch so weit wie möglich flexibel zu gestalten, um Angebot und Nachfrage jederzeit ausgleichen zu können. Das Ziel muss es sein, die Volllast zu senken und temporäre Stromüberschüsse so weit wie möglich zu vermeiden.

Die intelligente Steuerung der Nachfrage durch Demand-Side-Management (DSM) ist ein zentraler Ansatz, um die Nachfrage der Haushaltskunden und der Industrie in Zeiten hoher Erzeugung zu verlagern und damit zu flexibilisieren so das Ergebnis des Energiewende Outlook (EwO) von PwC. Das Grünbuch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zum Strommarkt der Zukunft teilt diese Einschätzung Laut der Deutschen Energieagentur liegt das kurzfristig aktivierbare Potenzial dieser Nachfrageverlagerung bis zum Jahr 2020 allerdings nur bei zwei bis drei Gigawatt – gemessen an der Spitzennachfrage von 80 bis 90 Gigawatt ist das nicht viel. Laut einer aktuell veröffentlichten Kurzstudie Strom von PwC liegt das Potenzial längerfristig bei 8 bis 14 Gigawatt.

Bei den Industriekunden wird die flexible Steuerung der Energienachfrage bereits mehr und mehr genutzt. Doch im Zuge des weiteren Ausbaus von Wind- und Photovoltaikanlagen kommt auch Privathaushalten eine immer größere Bedeutung zu. Sie könnten ihren Verbrauch um 4,1 Gigawatt reduzieren, wenn sie mit einer entsprechenden Steuerungstechnik in Form intelligenter Messsysteme ausgestattet wären. Da-mit Verbraucher ihr Konsumverhalten ändern, sind jedoch finanzielle Anreize nötig. Diese Tarifmodelle müssen nicht nur transparent sein, sondern auch attraktive Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Tarifzonen bieten.

Dr. Norbert SchwietersNeben den politisch Verantwortlichen sind vor allem die Energieversorger selbst gefordert, sich aktiv in dem Geschäftsfeld der Steuerung der Energienachfrage bei Haushaltskunden zu positionieren. Smart Home eröffnet Unternehmen die Chance, mit geringen Hürden in diesen Zukunftsmarkt einzutreten, für den eine Studie von VDI/VDE-IT ein kumuliertes Umsatzvolumen von 19 Milliarden Euro im Jahr 2025 prognostiziert. Langfristig birgt DSM enorme Chancen, die Höchstlast zu senken. Die Energie-nachfrage zu flexibilisieren ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, für den heute die Weichen gestellt werden müssen.

Der Autor: Dr. Norbert Schwieters leitet die Global Energy, Utilities & Mining Praxis bei der Unternehmensberatung PwC