Tageszusammenfassung der 22. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft vom 22. Januar 2015

Industrie 4.0, Energieeffizienz, Systemdienstleistungen – Geschäftsfelder der Zukunft

„Für die Energiewende ist das Ziel definiert, aber der Weg dahin ist offen. Es gibt viele Unsicherheiten im Prozess, trotzdem müssen Entscheidungen mit großer Tragweite getroffen werden.“, erklärte Prof. Marion Weissenberger-Eibl, Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI zu Beginn des dritten Konferenztages. Hier gelte es neue Partnerschaften einzugehen und „über den Tellerrand hinaus zu schauen“. Ähnlich sah das Dr. Stefan Hartung, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Besonderes Potenzial für klimafreundliche Innovationen machte er im Wärmemarkt aus. Denn mit 40 Prozent gehörten Gebäude zu den größten Energieverbrauchern; 75 Prozent der Heizungen im Bestand seien nicht energieeffizient. Erfolgsversprechende neue Geschäftsfelder seien auch dezentrale intelligente Stromnetze, Dienstleistungen wie Effizienzberatung oder Fernüberwachung und das Thema Smart Home. „Systeme, die die Technik an die Gewohnheiten des Menschen anpassen, werden zukünftig eine zunehmend große Rolle spielen. Je nachdem wann ich mich morgens von meinem Smartphone wecken lasse, heizt sich dann z.B. das Wasser zum Duschen auf und die Heizung schaltet sich an. Das erhöht den Komfort für den Verbraucher und steigert gleichzeitig die Energieeffizienz.“

Die Gewohnheiten der Verbraucher hatte auch Alex Laskey, Präsident und Gründer von Opower, im Blick. Mit Hilfe von Smart Meter Technologie könne das Nutzerverhalten der Kunden nicht nur analysiert, sondern auch für Serviceleistungen eingesetzt werden. „Sie können Kunden z.B. informieren, wenn sie einen ungewöhnlich hohen Energieverbrauch haben und Tipps geben, wie sie sparen ohne ihren Komfort einzuschränken.“ Dadurch ließe sich auf der einen Seite die Kundenzufriedenheit steigern und auf der anderen Seite die Kosten für den Kundenbetreuung reduzieren.

Dass diese Innovationsfelder durchaus marktfähig sind und die Technologie nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, demonstrierte Mateo Jaramillo, Director, Powertrain Business Development vom US-Elektroautobauer Tesla. In der „Gigafactory“, die zusammen mit Panasonic zurzeit in Nevada gebaut werde, sollen bis 2020 Lithium-Ionen-Zellen mit einer Kapazität von 35 GWh und Batteriepakete mit einer Kapazität von 50 GWh pro Jahr produziert werden – genug für 500.000 e-Autos. Die Energie dafür kommt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.

„Digitalisierung ist keine Kür, sondern Pflicht“

Das Megaprojekt von Tesla ist sicherlich ein Beleg für Matthias Moellers Appell: „Wir müssen radikaler in neuen Lösungen denken.“ Der Geschäftsführer der arvato Systems perdata GmbH forderte die Branche auf, stärker in Netzwerken zu arbeiten. Der französische Konzern EDF setze hier beispielsweise im Bereich Forschung und Entwicklung auf einen engeren Austausch mit Universitäten und Forschungsinstituten, erläuterte Bernard Salha, Senior Executive Vice President der EDF Gruppe. Zudem investiere das Unternehmen verstärkt in Start-Ups.

Ralph Trapp, Geschäftsführer des Bereichs Energiewirtschaft bei Accenture, betonte den disruptiven Charakter der zunehmenden Digitalisierung. „Wir stehen an der Schwelle zur Industrie 4.0. Für Energieversorger ergeben sich hier Ebit-Effekte bis zu 30 Prozent.“ Die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Datenmenge sei eine große Chance, erläuterte auch Dr. Frank Schmidt, Leiter des Konzerngeschäftsfelds Energie bei der Deutschen Telekom AG. „Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts.“ Gerade für die Energiebranche bieten die aus Big Data gewonnen Informationen viele Möglichkeiten: z.B. bei der intelligenten Steuerung der Stromnetze und Integration der erneuerbaren Energien – Angebot und Nachfrage ließen sich so besser in Einklang bringen. Zudem können die Daten auch zur Kundenbindung genutzt werden, indem passgenaue Angebote unterbreitet werden. Wie beispielsweise das mobile Laden von Elektroautos. Knut Hechtfischer, CEO von ubitricity Gesellschaft für verteilte Energiesysteme mbH, verglich das System mit der Entwicklung in der Telekommunikation: „Früher haben wir unterwegs von der Telefonzelle aus telefoniert, heute hat jeder ein Smartphone. Beim Laden von Elektroautos wechseln wir von der teuren Ladesäule zum Mobilstromgerät.“ Dies sei eine echte Prozessinnovation, denn mithilfe des mobilen Zählers könne der Kunde überall sein Fahrzeug aufladen, die Abrechnung erfolge ähnlich wie bei der Mobilfunkrechnung.

Vor zu viel Optimismus im Bereich Energieeffizienz warnte zum Abschluss des Konferenztages Marc Sauthoff,Geschäftsführer Management Consulting Energiewirtschaft bei Accenture: „Der Markt für Effizienz ist nicht trivial. Es gibt dort viele Akteure, die Konkurrenz ist groß.“ Er empfahl Energieversorgern zweigleisig zu fahren: Das Privatkundengeschäft sei zu kleinteilig und biete nicht die nötigen Margen, sei aber ein „Hygienefaktor“ – diene also der Imagepflege. Lukrativer sei der Bereich Industrie- und Geschäftskunden. Hier empfehle sich auf Produktbündelung und skalierbare Lösungen zu setzen.

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