„Das Zeitalter der Fossilen ist noch nicht beendet“

Bilanz und Ausblick: Branchenvertreter treffen sich zur „22. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft 2015“

Berlin, 20. Januar 2015 Das vergangene Jahr hat die Energiebranche tiefgreifend verändert: Schiefergasboom in den USA und Ölpreis auf Rekordtief auf der einen Seite, Boom der erneuerbaren Energien auf der anderen Seite. Auch der Konflikt in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland entfachten eine Diskussion über die Versorgungsicherheit und die Rolle des europäischen Energiebinnenmarktes. In Deutschland stellte die EEG-Reform die Energiewende auf eine neue Grundlage, und ein Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz soll die entscheidenden Impulse für eine Kehrtwende beim CO?-Ausstoß geben. Was bedeutet das für die Energiewirtschaft in Deutschland und welche Chancen ergeben sich daraus? Diese Fragen diskutieren rund 1.200 Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bei der „22. Handelsblatt-Jahrestagung Energiewirtschaft 2015“, die vom 20.-22. Januar in Berlin stattfindet.

Dr. Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender der E.ON SE, betonte zum Auftakt der Veranstaltung die Rolle der konventionellen Energien: „Das Zeitalter der fossilen Energieträger wird nicht enden, weil die Ressourcen enden, sondern weil es bessere Lösungen geben wird. Heute aber ist die fossile Energieerzeugung in vielen Teilen der Welt die einzige und beste Art der Energieerzeugung.“ Trotzdem bekannte sich Dr. Teyssen zur Energiewende und begründete die geplante Aufspaltung von E.ON in zwei Gesellschaften: „Wir müssen versuchen, einer differenzierten Entwicklung gerecht zu werden. In der klassischen Energiewirtschaft geht es weiterhin um die Sicherung der Versorgungssicherheit. In der neuen, dezentralen Energiewelt muss man wache Augen haben und sehen, was dem Kunden nutzen könnte. Wir wollen in beiden Welten erfolgreich sein und bis 2020 zum führenden Anbieter von Kundenlösungen werden.“

Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sprach zu einem anderen kontrovers diskutierten Thema für die Energiewirtschaft: den Kapazitätsmärkten. „Kapazitätsmärkte können nicht eingeführt werden, nur um Kraftwerke am Leben zu erhalten, die wir eigentlich gar nicht brauchen. In den nächsten Jahren gibt es in Deutschland weiterhin Überkapazitäten. Dennoch muss das Thema zukünftig adressiert werden, denn der aktuelle Grenzkostenmarkt ist nach der Liberalisierung des Strommarktes eingeführt worden – eine Zeit, in der es nur konventionelle Kraftwerke gab. Angesichts der Zunahme von erneuerbarer Energie im Netz funktioniert der Grenzkostenmarkt aber nicht mehr optimal.“ Große Chancen zur Sicherung der zukünftigen Energieversorgung sehe er vor allem im europäischen Energiebinnenmarkt. Das Thema Versorgungssicherheit sei keine rein nationale Frage, sondern müsse im Einklang mit den europäischen Nachbarn und der EU geklärt werden.

An diesen Punkt knüpfte Peter Mather, Regional Vice President Europe der BP Gruppe, an:Die Europäer verdrängen, dass fast 90 Prozent des Weltenergiemarktes außerhalb der EU liegen und dass die EU über vergleichsweise wenig eigene Energie-Ressourcen verfügt. Um im globalen Energiewettbewerb mithalten zu können, muss die EU attraktive Bedingungen bieten. Das geht nur mit einem effizienteren, besser funktionierenden europäischen Energie-Binnenmarkt. Zugleich fördern wir damit die Versorgungssicherheit. Diese wird gesichert durch Diversifizierung der externen und internen Energiequellen und exzellenten Beziehungen mit Energielieferanten außerhalb der EU.“

Eine paneuropäische Lösung strebt auch Miguel Arias Cañete, EU-Kommissar für Klimaschutz und Energie, an. In seiner Videobotschaft stellte er die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes heraus: „Um die Ziele der CO?-Reduzierung, Gewährleistung der Versorgungsicherheit und der Stärkung des Industriestandortes Europa zu erreichen, geht an einem europäischen Energiebinnenmarkt mit klaren und zuverlässigen Rahmenbedingungen sowie Planungssicherheit für Unternehmen kein Weg vorbei.“

Das Thema Versorgungssicherheit beschäftigt auch Mario Mehren, Mitglied des Vorstandes der Wintershall Holding GmbH: „Angesichts der geopolitischen Krisen in der Ukraine und im arabischen Raum ist 2015 mit unkalkulierbaren Risiken zu rechnen. Jetzt gilt es, mit der richtigen Strategie die Versorgungssicherheit in Europa zu stabilisieren. Ohne Russland geht es nicht. Europa und Russland brauchten einander, Europa ist für Russland immer noch der wichtigste Markt.“ Gleichzeitig müssten die Versorger auch auf Diversifizierung setzen. Wichtige Märkte seien hier Westeuropa, der arabische Raum und Südamerika. Auch die Vorkommen an konventioneller Energie in Deutschland und Europa seien zu prüfen. „Versorgungssicherheit beginnt vor der Haustür.“ Einem zentralisierten Gaseinkauf erteilte er eine Absage: „Wir brauchen mehr und nicht weniger Markt.“

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